Inhalt
- 1 Das Wichtigste vorab in Kurzform
- 2 Was sind wichtige Voraussetzungen für eine Praxisgründung?
- 3 Welche Praxis soll es werden? – Arten von Praxen
- 4 Welche Rechtsform ist bei einer Praxisgründung die Richtige?
- 5 Wie gründet man eine Praxis? – Die ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung
- 5.1 Schritt 1: Businessplan zur Praxisgründung erstellen – Wie wird die Praxis profitabel?
- 5.2 Schritt 2: Standortanalyse und Standortbewertung – Die Basis für eine sichere Entscheidung
- 5.3 Schritt 3: Passende Räumlichkeiten finden – Wie soll meine Praxis aussehen?
- 5.4 Schritt 4: Personalplanung – Wie sieht mein perfektes Team aus?
- 5.5 Schritt 5: Finanzierung klären – Wie komme ich an die finanziellen Mittel?
- 5.6 Schritt 6: Absicherungen schaffen – Wie sichere ich mich und meine Praxis ab?
- 5.7 Schritt 7: Buchhaltung und digitale Infrastruktur
- 5.8 Schritt 8: Praxisgründung-Marketing – Wie finden mich meine Patienten?
- 6 Checkliste Praxisgründung
- 7 Wie viel kostet es, eine Praxis zu gründen?
- 8 Wie kann ich die Praxisgründung finanzieren?
- 9 Praxisgründung oder Praxisübernahme? – Die Vor- und Nachteile
- 10 Fazit
- 11 FAQ
Eine eigene Praxis zu gründen, ist für viele Ärzte ein großer Schritt in die berufliche Selbstständigkeit und bietet zahlreiche Vorteile, wie größere Gestaltungsfreiheit und bessere Einkommensmöglichkeiten. Doch bevor die ersten Patienten empfangen werden können, sind eine sorgfältige Planung und umfangreiche Vorbereitung unerlässlich. Welche rechtlichen Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Wie findet man den idealen Standort und welche Praxisform passt am besten zu den persönlichen Zielen? Diese und viele weitere Fragen klären wir für Sie, um Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Schritte und Entscheidungen bei einer Praxisgründung zu geben. Erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Praxis erfolgreich starten und langfristig zum Erfolg führen können!
Das Wichtigste vorab in Kurzform
- Für eine Praxisgründung in Deutschland sind die Approbation als Arzt und eine Kassenzulassung erforderlich, um sowohl privat- als auch gesetzlich versicherte Patienten behandeln zu können.
- Eine Praxisgründung muss bei verschiedenen Institutionen wie der Ärztekammer, dem Gesundheitsamt und dem Finanzamt angemeldet werden.
- Es gibt verschiedene Praxisformen wie Einzelpraxis, Gemeinschaftspraxis und Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), die je nach individuellen Vorstellungen und Zielen ausgewählt werden können.
- Ein detaillierter Businessplan und eine solide Finanzplanung sind essenziell für die Praxisgründung, um Investitionen, laufende Kosten und die Rentabilität zu planen sowie die Finanzierung durch Banken oder Investoren zu sichern.
- Die Finanzierung einer Praxisgründung kann mittels Förderung, Leasing oder Privatkredit erfolgen.
Was sind wichtige Voraussetzungen für eine Praxisgründung?
Wenn Sie eine eigene Praxis eröffnen möchten, ist es wichtig, sich im Vorfeld mit den notwendigen Voraussetzungen vertraut zu machen. Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählen dabei die Folgenden:
Approbation und Kassenzulassung
Eine Praxisgründung ist in Deutschland nur mit einer Approbation als Arzt möglich. Mit dieser können Sie jedoch ausschließlich Selbstzahler und Privatpatienten behandeln. Möchten Sie auch Patienten der gesetzlichen Krankenversicherung behandeln und abrechnen, benötigen Sie zusätzlich eine Zulassung als Vertragsarzt. Um die Kassenzulassung zu erhalten, müssen Sie bestimmte Qualifikationen und Zulassungsvoraussetzungen erfüllen, die je nach Fachgebiet variieren können. Dies umfasst in der Regel den Nachweis über eine abgeschlossene Facharztausbildung, die Einhaltung der räumlichen und personellen Mindestanforderungen sowie das Einholen der Zulassung bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung. Eine erfolgreiche Kassenzulassung sichert Ihnen den Zugang zu einem breiten Patientenstamm und stellt eine wichtige Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg Ihrer Praxis dar.
So erhalten Sie die Kassenzulassung
1.Weiterbildung als Facharzt
2.Eintragung im Arztregister – benötigt werden:
- Geburtsurkunde
- Nachweis der Staatsangehörigkeit
- Approbationsurkunde
- Promotionsurkunde
- Bescheinigung der ärztlichen Tätigkeit seit der Approbation
- Nachweis über die aktuelle Beschäftigung
- Bescheinigung der KV bzw. Ärztekammer über Ort und Dauer der Beschäftigung (sofern bereits niedergelassen)
- Anerkennung für bestimmte Gebiets- oder Zusatzbezeichnungen
3. Schriftlicher Antrag auf Zulassung beim Zulassungsausschuss – benötigt werden:
- Auszug aus dem Arztregister
- Antrag auf Zulassung zu den gesetzlichen Krankenkassen
- Lebenslauf
- Polizeiliches Führungszeugnis
- Bescheinigung der ausgeübten Tätigkeiten als Arzt seit der Approbation
- Nachweis über die aktuelle Beschäftigung
- Bescheinigung der KV bzw. Ärztekammer über Ort und Dauer (sofern bereits niedergelassen)
- Erklärung zur Abhängigkeit von Drogen
Bedarfsplanung und Zulassungsbeschränkungen
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) erstellt eine Richtlinie zur Bedarfsplanung, die die Anzahl der Ärzte pro Einwohner in einem bestimmten Gebiet (sogenannte „Planungsgebiete“) festlegt. Wenn in einer Fachgruppe der Versorgungsgrad von 110 % in einem Gebiet erreicht ist, wird dieses Planungsgebiet als „gesperrt“ betrachtet, und eine Neuzulassung ist nicht mehr möglich. In diesem Fall können Sie entweder eine bestehende Praxis übernehmen, falls verfügbar, oder ein anderes „offenes“ Planungsgebiet für Ihre Praxisgründung als Kassenarzt oder Kassenärztin auswählen. Es gibt jedoch Ausnahmen von diesen Regeln, beispielsweise für Zahnärzte.
Wen muss ich über eine Praxisgründung informieren?
Um Ihre Praxisgründung rechtmäßig durchzuführen, sind gewisse Anmeldungen bei relevanten Institutionen und Stellen erforderlich. Diese sind:
- Ärztekammer
- Gesundheitsamt, Versorgungswerk und Gewerbeaufsichtsamt
- TÜV
- Arbeitsamt
- Krankenkasse, Berufsgenossenschaft und Bundesknappschaft
- Finanzamt
- Gewerbeamt, falls Sie als Arzt auch kaufmännisch tätig sind
- Eintragung ins Handelsregister, falls Sie Ihre Praxis als UG oder GmbH gründen
Mitgliedschaft in einem (oder mehreren) Ärzteverbände oder Vereinigungen
Mitglied in einem oder mehreren Ärzteverbänden oder Vereinigungen zu sein, ist zwar freiwillig, kann aber dennoch von Vorteil sein. Diese Organisationen vertreten Ihre Interessen und sorgen dafür, dass Ihre Anliegen durch den Zusammenschluss in der Politik und Gesellschaft mehr Beachtung finden. Beispielhaft zu nennen sind der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. (BVÖGD) und die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).
Welche Praxis soll es werden? – Arten von Praxen
Vor der Praxisgründung sollten Sie sich zunächst einen Überblick über die verschiedenen Arten von Praxen verschaffen, die Sie in Betracht ziehen können. So finden Sie heraus, welche Praxis am besten zu Ihren beruflichen Vorstellungen passt. Jede Praxisart hat ihre eigenen Merkmale und Vorteile, die je nach Ihren persönlichen Zielen und Vorlieben entscheidend sein können.
Praxisgründung als Einzelpraxis
Eine Einzelpraxis wird von einem einzelnen Arzt eigenständig geführt. Sie sind allein für die medizinische Versorgung der Patienten sowie für die organisatorischen und administrativen Aufgaben der Praxis verantwortlich. Diese Praxisform bietet hohe Entscheidungsfreiheit und Unabhängigkeit, erfordert jedoch auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Flexibilität.
Praxisgründung als Gemeinschaftspraxis
Eine Gemeinschaftspraxis ist eine Praxisform, in der mehrere Ärzte gemeinsam eine Praxis betreiben und sich die medizinischen sowie organisatorischen Aufgaben teilen. Dies ermöglicht eine breite fachliche Zusammenarbeit und Entlastung bei administrativen Tätigkeiten. Die Ärzte profitieren von geteilten Kosten und Ressourcen, während die Patienten von einem vielfältigen medizinischen Angebot profitieren können.
Praxisgründung als Berufsausübungsgemeinschaft
Eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) ist eine Kooperationsform, bei der mehrere Ärzte gemeinsam eine Praxis betreiben und sowohl die Patientenversorgung als auch die wirtschaftlichen und organisatorischen Aufgaben teilen. Im Gegensatz zur Gemeinschaftspraxis können die Mitglieder einer BAG auch unterschiedliche Fachrichtungen haben, was eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht und das medizinische Leistungsangebot erweitert.
Praxisgründung als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ)
Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ist eine organisatorische Einheit, in der Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach zusammenarbeiten. Diese interdisziplinäre Struktur ermöglicht eine umfassende und koordinierte Patientenversorgung. Ein MVZ kann von Ärzten, Krankenhäusern oder anderen Trägern gegründet und betrieben werden, wobei es eine gemeinsame Abrechnung und Verwaltung gibt.
Welche Rechtsform ist bei einer Praxisgründung die Richtige?
Die Wahl der passenden Rechtsform ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur eigenen Praxis, da sie sowohl Ihre rechtliche Verantwortung als auch steuerliche Aspekte beeinflusst. Wir stellen Ihnen die gängigen Rechtsformen vor, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können:
Wie gründet man eine Praxis? – Die ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung
Nun haben Sie bereits einige wichtige Überlegungen getroffen. Doch sicherlich kommt nun die Frage auf: Was muss man machen, um eine Praxis zu eröffnen? Welche konkreten Schritte sind für eine Praxisgründung wichtig oder sogar unerlässlich? Wir haben Ihnen eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zusammengestellt, an der Sie sich orientieren können.
Schritt 1: Businessplan zur Praxisgründung erstellen – Wie wird die Praxis profitabel?
Die Erstellung eines Businessplans ist der erste und entscheidende Schritt bei der Praxisgründung. Ein gut ausgearbeiteter Businessplan dient als Leitfaden für Ihre Praxis und ist zugleich ein wichtiges Dokument für die Finanzierung durch Banken oder Investoren.
Um einen Businessplan zu erstellen, beginnen Sie mit einer ausführlichen Marktanalyse, um die Nachfrage und das Wettbewerbsumfeld zu verstehen. Anschließend definieren Sie Ihre Zielgruppe und Ihr Leistungsspektrum. Der Businessplan sollte auch eine Standortanalyse, ein Marketing- und Vertriebskonzept sowie eine Organisationsstruktur enthalten.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist der Finanzplan, der Investitionen, laufende Kosten, Umsatzprognosen und die Rentabilitätsrechnung umfasst. Schließlich sollten Sie einen Zeitplan für die Umsetzung und eine Risikoanalyse hinzufügen, um potenzielle Herausforderungen zu identifizieren und Strategien zu deren Bewältigung darzustellen.
Der Businessplan zur Praxisgründung umfasst folgende Bestandteile:
- Geschäftsidee und Geschäftskonzept: Ärztliches Leistungsangebot, Vorsorgeuntersuchungen, individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), Praxisausstattung, Medizintechnik
- Finanzplan: Gewinn- und Verlustrechnung, Mindestumsatzkalkulation, Kostenplan, Liquiditätsplanung, Kapitalbedarf, Investitionsplanung, Best-Case- und Worst-Case-Szenario
- Geschäftsmodell: Rechtsform, Praxisorganisation, Unternehmensziele und Rentabilitätsvorschau
- Markt und Wettbewerb: Alleinstellungsmerkmale (Unique Selling Proposition, USP), Zielgruppenanalyse, Konkurrenzanalyse, Standortanalyse
- Marketing und Vertrieb: Markteintrittsstrategie, Praxismarketing-Maßnahmen
Denken Sie daran: Bei Bedarf sollten Sie stets eine professionelle Beratung zur Praxisgründung in Anspruch nehmen, die Ihnen hilft, den Businessplan detailliert und sorgfältig auszuarbeiten. So stellen Sie die Weichen für Ihren beruflichen Erfolg!
Schritt 2: Standortanalyse und Standortbewertung – Die Basis für eine sichere Entscheidung
Die Standortanalyse und Standortbewertung sind entscheidende Schritte bei der Praxisgründung, da der Standort maßgeblich zum Erfolg Ihrer Praxis beitragen kann. Eine sorgfältige Analyse hilft Ihnen, einen optimalen Standort zu wählen, der sowohl für Sie als auch für Ihre Patienten bequem und attraktiv ist und damit Ihren wirtschaftlichen Erfolg langfristig unterstützt.
- Bei der Standortanalyse untersuchen Sie zunächst die demographischen Daten der Region, wie Altersstruktur, Einkommensniveau und Bevölkerungsdichte. Weiterhin sollten Sie die Konkurrenzsituation analysieren und prüfen, wie viele und welche Art von Praxen bereits vor Ort sind. Die Erreichbarkeit und Infrastruktur spielen ebenfalls eine wichtige Rolle: Achten Sie auf gute Verkehrsanbindung, Parkmöglichkeiten und die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln.
- Im Rahmen der Standortbewertung bewerten Sie die Vor- und Nachteile der in Frage kommenden Standorte. Berücksichtigen Sie dabei auch die Miet- oder Kaufkosten für die Praxisräume, mögliche Synergien mit anderen medizinischen Einrichtungen und die allgemeine Attraktivität der Lage für Patienten.
Schritt 3: Passende Räumlichkeiten finden – Wie soll meine Praxis aussehen?
Der nächste Schritt bei der Praxisgründung besteht darin, passende Räumlichkeiten zu finden. Die Wahl der richtigen Räumlichkeiten ist essenziell für den reibungslosen Ablauf des Praxisalltags und das Wohlbefinden Ihrer Patienten.
Beginnen Sie mit der Suche nach geeigneten Objekten, die Ihren Anforderungen entsprechen. Achten Sie dabei auf die Größe der Räumlichkeiten, die Aufteilung und die Möglichkeit, diese nach Ihren Bedürfnissen zu gestalten. Die Praxisräume sollten ausreichend Platz für Behandlungszimmer, Wartebereiche, Büro- und Sozialräume bieten.
Berücksichtigen Sie auch die baulichen Voraussetzungen, wie Barrierefreiheit, Belüftung, Lichtverhältnisse und sanitäre Anlagen. Eine angenehme und funktionale Gestaltung trägt maßgeblich zur Zufriedenheit Ihrer Patienten und Mitarbeiter bei.
Des Weiteren sollten Sie die Miet- oder Kaufkonditionen sorgfältig prüfen und gegebenenfalls Verhandlungen mit dem Vermieter führen. Lassen Sie sich hierbei am besten rechtlich beraten, um sicherzustellen, dass der Mietvertrag alle notwendigen Klauseln und Schutzbestimmungen enthält.
Schritt 4: Personalplanung – Wie sieht mein perfektes Team aus?
Der vierte Schritt bei der Praxisgründung ist die Personalplanung. Ein gut zusammengestelltes Team ist entscheidend für den reibungslosen Betrieb Ihrer Praxis und die Zufriedenheit Ihrer Patienten.
- Beginnen Sie damit, den Personalbedarf für Ihre Praxis zu ermitteln. Überlegen Sie, welche Positionen besetzt werden müssen, wie zum Beispiel medizinische Fachangestellte, Verwaltungsmitarbeiter, Reinigungskräfte und eventuell weiteres medizinisches Personal wie Ärzte oder Therapeuten.
- Definieren Sie die Qualifikationen und Fähigkeiten, die Ihr Personal mitbringen sollte, um den Praxisbetrieb optimal zu unterstützen. Achten Sie dabei nicht nur auf fachliche Kompetenzen, sondern auch auf Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Empathie, die im Umgang mit Patienten besonders wichtig sind.
- Erstellen Sie detaillierte Stellenbeschreibungen und nutzen Sie verschiedene Kanäle zur Rekrutierung, wie Online-Jobbörsen, soziale Netzwerke und professionelle Netzwerke. Führen Sie sorgfältige Auswahlverfahren durch, um sicherzustellen, dass die Bewerber nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu Ihrer Praxis passen.
Schritt 5: Finanzierung klären – Wie komme ich an die finanziellen Mittel?
Der fünfte Schritt bei der Praxisgründung besteht darin, die Finanzierung zu klären. Die Beschaffung der notwendigen finanziellen Mittel ist entscheidend, um Ihre Praxis erfolgreich zu starten und langfristig zu betreiben.
Beginnen Sie mit der Erstellung eines detaillierten Finanzierungsplans, der alle anfallenden Kosten wie Anschaffungen, Renovierungen, Betriebskosten und ein finanzielles Polster für die Anfangszeit umfasst. Nutzen Sie Ihren Businessplan, um potenzielle Geldgeber von der Tragfähigkeit und den Erfolgsaussichten Ihrer Praxis zu überzeugen.
Erkundigen Sie sich über verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten, wie Bankkredite, Fördermittel, Zuschüsse und private Investoren. Bereiten Sie sich gut auf Gespräche mit Banken und Investoren vor, indem Sie alle notwendigen Unterlagen und Nachweise bereithalten. Dazu gehören Ihr Businessplan, Ihre Finanzplanung, ein Konzept für die Praxis und gegebenenfalls persönliche Sicherheiten.
Beispiele für Finanzierungsmöglichkeiten sind:
- Finanzierung der Praxisgründung mit Förderung
- Finanzierung der Praxisgründung mit Privatkredit
- Finanzierung der Praxisgründung mit Leasing
Ausführliche Informationen hierzu finden Sie weiter unten.
Schritt 6: Absicherungen schaffen – Wie sichere ich mich und meine Praxis ab?
Ein wichtiger Schritt bei der Praxisgründung ist auch das Schaffen von Absicherungen, um sich selbst und Ihre Praxis umfassend zu schützen. Versicherungen und rechtliche Vorkehrungen sind essenziell, um finanzielle Risiken zu minimieren und einen reibungslosen Praxisbetrieb zu gewährleisten.
Zu den wichtigsten Versicherungen zählt die Berufshaftpflichtversicherung, die Sie gegen Schadensersatzansprüche absichert, die aus beruflichen Fehlern oder Versäumnissen entstehen können. Ebenso wichtig ist eine Praxisinventarversicherung, die Schäden an Ihrer Praxiseinrichtung durch Feuer, Einbruch, Vandalismus oder Wasser abdeckt.
Zusätzlich sollten Sie eine Betriebsausfallversicherung in Betracht ziehen, die Einkommensverluste bei temporärer Praxisschließung, etwa durch Krankheit oder Unfälle, kompensiert. Eine Rechtsschutzversicherung hilft Ihnen, juristische Auseinandersetzungen kostengünstig zu führen.
Neben den Versicherungen ist es ratsam, Verträge und rechtliche Vereinbarungen sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Dies betrifft Mietverträge, Arbeitsverträge und Vereinbarungen mit Lieferanten oder Kooperationspartnern.
Die wichtigsten Versicherungen bei einer Praxisgründung sind:
- Risikolebensversicherung
- Berufshaftpflichtversicherung für Ärzte
- Praxisinventarversicherung
- Elektronikversicherung
- Betriebsausfallversicherung
- Praxisausfallversicherung
- Rechtsschutzversicherung
- Versicherung bzgl. Cyber-Risiken
Schritt 7: Buchhaltung und digitale Infrastruktur
Der siebte Schritt bei der Praxisgründung ist die Einrichtung einer effizienten Buchhaltung und digitalen Infrastruktur. Beginnen Sie mit der Auswahl einer geeigneten Buchhaltungssoftware, die Ihre Praxisanforderungen erfüllt. Die Software sollte Funktionen wie Rechnungsstellung, Finanzbuchhaltung, Lohnbuchhaltung und Berichtswesen bieten. Eine zuverlässige Buchhaltungssoftware hilft Ihnen, den Überblick über Ihre Finanzen zu behalten und gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Neben Investition in eine moderne Software ist es vor allem lohnenswert, einen erfahrenen Steuerberater hinzuzuziehen, um teure rechtliche Verstöße zu vermeiden.
Zusätzlich zur Buchhaltung ist auch die Implementierung einer leistungsfähigen Praxissoftware wichtig, die die Patientenverwaltung, Terminplanung, Dokumentation und Abrechnung erleichtert. Achten Sie darauf, dass die Software benutzerfreundlich und datenschutzkonform ist.
Eine stabile und sichere IT-Infrastruktur ist ebenfalls unerlässlich. Investieren Sie in leistungsfähige Computer, sichere Netzwerke und zuverlässige Backup-Lösungen, um Datenverluste zu vermeiden. Denken Sie auch an die Schulung Ihres Personals im Umgang mit der neuen Software und den IT-Systemen, um einen effizienten und sicheren Praxisbetrieb zu gewährleisten.
Schritt 8: Praxisgründung-Marketing – Wie finden mich meine Patienten?
Zuletzt ist auch ein durchdachtes Marketing wichtig, damit potenzielle Patienten auf Ihre Praxis aufmerksam werden und Vertrauen zu Ihnen aufbauen.
- Beginnen Sie mit der Erstellung einer professionellen und ansprechenden Website, die Ihre Praxis und Ihr Leistungsspektrum übersichtlich darstellt. Achten Sie darauf, dass die Website benutzerfreundlich und mobiloptimiert ist.
- Suchmaschinenoptimierung (SEO) hilft dabei, Ihre Website in den Suchergebnissen sichtbar zu machen, wenn Patienten nach medizinischen Dienstleistungen in Ihrer Region suchen.
- Nutzen Sie auch soziale Medien, um Ihre Praxis zu präsentieren und regelmäßig mit aktuellen Informationen und Gesundheitstipps zu versorgen. Plattformen wie Facebook, Instagram oder LinkedIn ermöglichen es Ihnen, direkt mit Ihrer Zielgruppe zu kommunizieren und eine Community aufzubauen.
- Offline-Marketingmaßnahmen, wie Flyer, Broschüren und lokale Zeitungsanzeigen, ergänzen Ihre Online-Aktivitäten und steigern die Bekanntheit Ihrer Praxis in der Umgebung.
- Netzwerken Sie zudem mit anderen Ärzten, Apotheken und Gesundheitseinrichtungen, um Empfehlungen zu erhalten und Ihr Netzwerk zu erweitern.
Durch ein gezieltes und vielseitiges Marketing erreichen Sie eine breite Zielgruppe und bauen langfristig eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihren Patienten auf, die den Erfolg Ihrer Praxis sichert.
Folgende Maßnahmen für Ihr Praxismarketing sind empfehlenswert:
- Nutzerorientierte sowie SEO-optimierte Praxis-Website
- Social-Media-Accounts
- Praxisschild (inkl. Qualifikation und Sprechzeiten)
- Anzeigen in regionalen Medien
- Eintragungen in Branchenverzeichnissen und Bewertungsportalen, z.B. jameda
- Google Unternehmensprofil, inkl. Eintrag in Google Maps
- Praxisbroschüren
Checkliste Praxisgründung
Um Ihnen den Überblick bei dem komplexen Thema Praxisgründung zu erleichtern, haben wir Ihnen eine praktische Checkliste erstellt, die Sie hier einfach herunterladen können:
Wie viel kostet es, eine Praxis zu gründen?
Die Kosten für die Gründung einer Praxis können stark variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Standort, Praxisgröße, Fachrichtung und individueller Ausstattung. Hier sind einige der typischen Kostenpunkte, die Sie bei der Planung berücksichtigen sollten. Die wichtigsten Faktoren im Vergleich können Sie hier einsehen:
Wie kann ich die Praxisgründung finanzieren?
In der Regel ist eine Praxisgründung nur mit einer Praxisfinanzierung realisierbar, da die meisten Ärzte die hohen Investitionskosten nicht aus eigenen Mitteln decken können. Ein Darlehen von der Bank erhält man jedoch nur, wenn ein überzeugender Finanzierungsplan vorgelegt wird.
Die Finanzierung Ihrer Praxis kann dabei auf verschiedenen Wegen erfolgen, die wir Ihnen nachfolgend näher vorstellen wollen:
Finanzierung der Praxisgründung mit Förderung
Eine Option zur Finanzierung ist eine Förderung für Ihre Praxisgründung. Verschiedene staatliche Programme bieten Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen für Existenzgründer. Und auch lokale Wirtschaftsförderungen und regionale Programme unterstützen oft gezielt Praxisgründungen.
Beispiele für die Finanzierung der Praxisgründung mittels Förderung:
Finanzierung der Praxisgründung mit Privatkredit
Sie können auch einen Kredit zur Praxisgründung aufnehmen und bei verschiedenen Banken nach Finanzierungsmöglichkeiten fragen. Viele Institute haben spezielle Abteilungen, die sich auf Finanzierungsangebote für Heilberufe konzentrieren.
Beispiele für Banken zur Förderung einer Praxisgründung:
Finanzierung der Praxisgründung mit Leasing
Neben der Kreditfinanzierung bietet Leasing eine weitere Option zur Finanzierung Ihrer Praxisgründung. Diese Methode ermöglicht eine flexible und steuerlich vorteilhafte Finanzierungslösung. Sowohl die Laufzeiten als auch die steuerlichen Rahmenbedingungen können an Ihre Bedürfnisse angepasst werden, wie beispielsweise die Nutzungsdauer des Leasingobjekts. Insgesamt erweitert das Leasing die Möglichkeiten für Praxisinhaber, da fehlende Systeme schnell ergänzt und modernste Medizintechnik kostengünstig beschafft werden können.
Bitte beachten Sie jedoch: Die Finanzierung durch Leasingangebote konzentriert sich hauptsächlich auf die Anschaffung von Hardware, Ausstattung und sonstigem Praxisbedarf. Sie dient daher lediglich als Ergänzung zu herkömmlichen Finanzierungsarten.
Wie errechnet man den Finanzierungsbedarf bei einer Praxisgründung?
Der Finanzierungsbedarf bei einer Praxisgründung wird errechnet, indem man alle anfallenden Kosten zusammenstellt. Dazu gehören Anschaffungskosten für medizinische Geräte und Praxiseinrichtung, Umbau- und Renovierungskosten, Kosten für Büroausstattung und IT, Anlaufkosten für Personal, Betriebskosten wie Miete und Versicherungen sowie ein finanzielles Polster für die Anfangsphase. Indem man diese Posten addiert, erhält man eine umfassende Einschätzung des gesamten Finanzierungsbedarfs.
Praxisgründung oder Praxisübernahme? – Die Vor- und Nachteile
Neben einer Praxisgründung bietet sich auch die Möglichkeit einer Praxisübernahme. Viele Ärzte mit Wunsch nach der eigenen Praxis sind sich nun unsicher, was die bessere Option ist. Wir haben Ihnen daher als Entscheidungshilfe die wichtigsten Vor- und Nachteile der Gründung und Übernahme einer Praxis gegenübergestellt:
Fazit
Eine Praxisgründung erfordert sorgfältige Planung und umfangreiche Vorbereitung, bietet jedoch zahlreiche Vorteile wie größere Gestaltungsfreiheit und bessere Einkommensmöglichkeiten. Mit der richtigen Finanzierung, einer durchdachten Standortwahl und einem starken Team legen Sie den Grundstein für den langfristigen Erfolg Ihrer Praxis.
Allerdings sollten Sie die eigene Praxiseröffnung stets gut vorbereiten und sich schon frühzeitig mit einem versierten Steuerberater zusammensetzen, der Sie auf diesem Weg begleitet. Bei der Axmann & Engling Steuerberatungsgesellschaft sind wir für Sie da, um Sie in allen steuerlichen Belangen der Praxisgründung zu beraten und Ihnen kompetent und professionell zu helfen. Als Experten für Heilberufe unterstützen wir Sie gerne von Anfang an auf Ihrem Weg in die Selbständigkeit, sodass Ihre Praxisgründung von Anfang an ein voller Erfolg wird. Zögern Sie also nicht, uns zu kontaktieren!
FAQ
Ja, man kann ohne Doktortitel eine Praxis eröffnen, solange man eine Approbation als Arzt besitzt. Der Doktortitel ist nicht zwingend erforderlich für die Niederlassung als niedergelassener Arzt oder Ärztin. Wichtiger sind die Approbation und gegebenenfalls eine Facharztausbildung sowie die Erfüllung weiterer Zulassungsvoraussetzungen, wie etwa die Kassenzulassung, um gesetzlich versicherte Patienten behandeln zu können.
Das Einkommen mit einer eigenen Praxis kann stark variieren und hängt von Faktoren wie Fachrichtung, Standort, Patientenstamm und Praxisorganisation ab. Allgemein liegt das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen von niedergelassenen Ärzten in Deutschland zwischen 100.000 und 200.000 Euro. Fachärzte und Ärzte in hoch spezialisierten Bereichen können teils deutlich mehr verdienen, während Allgemeinmediziner in ländlichen Gebieten möglicherweise weniger Einkommen erzielen.
Ob eine Praxisgründung allein oder im Team besser ist, hängt von Ihren individuellen Präferenzen und beruflichen Zielen ab. Eine Einzelpraxis bietet mehr Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit, erfordert jedoch ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Eine Gemeinschaftspraxis oder Berufsausübungsgemeinschaft ermöglicht die Teilung von Verantwortung und Kosten sowie eine breitere fachliche Zusammenarbeit, was zu einer besseren Work-Life-Balance führen kann.
Bei einer Praxisgründung können verschiedene Fachleute und Institutionen unterstützen. Steuerberater und Finanzberater helfen bei der Finanzplanung und finden geeignete Finanzierungsmöglichkeiten. Unternehmensberater und spezialisierte Berater für Heilberufe bieten Unterstützung bei der Erstellung des Businessplans, der Standortanalyse und der organisatorischen Planung. Zudem können Ärzteverbände und Kassenärztliche Vereinigungen wertvolle Informationen und Hilfestellungen zu rechtlichen und beruflichen Voraussetzungen bieten.